Warum 63% aller Walhaie in Indonesien menschengemachte Narben tragen

63 % der Walhaie in Westpapua sind vernarbt – meist durch Bagans und Boote. Kleine Änderungen an Netzen/Auslegern können sie wirksam schützen.

Ronny K29. August 2025
Walhai rhincodon typus

Walhaie sind die größten Fische der Erde und stark bedroht. Eine neue Untersuchung im Bird’s Head Seascape vor Westpapua zeigt: 62 % der dort erfassten Tiere tragen Verletzungen – überwiegend durch den Menschen verursacht. Besonders häufig sind Kollisionen mit Bagans (traditionelle Hebe-Netz-Plattformen) und Booten, während der wachsende Walhai-Tourismus zusätzliche Risiken mit sich bringt. Die gute Nachricht: Mit einfachen Anpassungen an Fanggeräten und Bootsausrüstung ließe sich viel Schaden verhindern.

Was die Forschenden herausfanden

Zwischen 2010 und 2023 dokumentierte ein internationales Team Walhaie in Cenderawasih Bay, Kaimana (inkl. Triton Bay), Raja Ampat und Fakfak – einem Netzwerk aus 26 Meeresschutzgebieten. Per Foto-ID (einzigartige Punktmuster) wurden 268 Individuen identifiziert; 98 % der Sichtungen entfielen auf Cenderawasih Bay und Kaimana. Mehr als die Hälfte (52,6 %) wurde erneut gesichtet, ein junges Männchen sogar 34 Mal in drei Jahren. Rund 90 % der Tiere waren männlich, meist juvenile Walhaie von vier bis fünf Metern Länge.

Von 206 dokumentierten Tieren mit Verletzungen oder Narben ließen sich 80,6 % den Menschen zuordnen; 58,3 % zeigten auch Spuren natürlicher Ursachen (Mehrfachzuordnungen möglich). Schwere Verletzungen wie tiefe Schnittwunden, Amputationen oder stumpfe Traumata durch menschliche Einwirkung traten bei 17,7 % auf. Häufiger waren nicht lebensbedrohliche Schürfungen – etwa durch Reibung an Netzkanten, Auslegern oder Schiffsrümpfen, wenn Walhaie an Bagans Futterfische absaugen.

„Narben und Verletzungen gehen meist auf Kollisionen mit Bagans und Tourbooten zurück“, sagt Studienleiter Dr. Edy Setyawan (Elasmobranch Institute Indonesia). „Natürliche Ursachen spielen eine deutlich geringere Rolle.“

Warum so viele junge Männchen – und wo sind die Weibchen?

Die Sichtungen konzentrierten sich fast ausschließlich in der Nähe von Bagans, wo Walhaie Köderfische wie Sardellen, Heringe oder Sprotten fressen – horizontal gleitend oder in vertikaler „Kopf-oben“-Position. Erwachsene Tiere, besonders Weibchen, halten sich laut Satellitendaten häufiger über Tiefsee-Strukturen wie Canyons und Seamounts auf und nutzen den offenen Ozean, während juvenile Männchen küstennahe, planktonreiche Bereiche bevorzugen.

„Erwachsene Walhaie – vor allem Weibchen – nutzen oft die Tiefsee und folgen anderem Futter wie Krill und Schwarmfischen“, erklärt Mitautor Mochamad Iqbal Herwata Putra (Konservasi Indonesia).

Einfache Lösungen mit großer Wirkung

Da die meisten Begegnungen an Bagans stattfinden und der Tourismus wächst, rechnen die Forschenden ohne Gegenmaßnahmen mit mehr Verletzungen. Vorgeschlagen werden kleine, sofort umsetzbare Eingriffe: scharfe Kanten an Auslegern und Netzrahmen entfernen, Netze und Plattformen entschärfen sowie klare Regeln für Tourboote in Schutzgebieten. Das würde Narbenbildung deutlich reduzieren – und den Walhai zugleich als langfristige Ressource für Gemeinden und Behörden sichern.

„Mit leichten Modifikationen an Bagans – etwa dem Entfernen scharfer Kanten – können wir die Narbenquote erheblich senken“, sagt Dr. Mark Erdmann (Re:wild).

Da Walhaie spät geschlechtsreif werden (bis zu 30 Jahre), erholen sich Bestände nur langsam. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen gegen vermeidbare Verletzungen – und ein Tourismus, der die „sanften Giganten“ schützt, statt sie zu gefährden.

Erwähnte Arten

Walhai rhincodon typus

Walhai

Quellen

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